Kommunikation "neu" im digitalen Fokus

Kommunizieren in und nach der Pandemie: Braucht es einen neuen Knigge?

(Lesedauer 2 Minuten)

Die Pandemie hat uns ordentlich durcheinandergerüttelt und keinen Stein auf dem anderen gelassen. Wie verändert sich die Kommunikation durch die Pandemie und was bedeutet das im geschäftlichen und interkulturellen Fokus? In Zeiten, wo Gespräche, erste Kennenlern-Meetings und auch globale Geschäftsabschlüsse nur mehr via ZOOM, SKYPE oder sonstige digitale Plattformen passieren?

 

Was bedeuten diese Veränderungen für die Business Etikette, für das interkulturelle Befinden und wie kann man trotz digitaler Distanz mit seinem Gegenüber eine Beziehung aufbauen und ihm dabei Wertschätzung für seine Person und seine Kultur entgegenbringen. Diese Fragen habe ich mir als Kommunikationsexpertin einmal näher angesehen. Zumal ich selbst in vielen digitalen Meetings ungefragt Zeuge von einigen Fettnäpfchen geworden bin, wobei da die Verniedlichungsform „Näpfchen“ schon fast nicht mehr angebracht war.

Grundlegende digitale Verhaltensregeln

„Das ist doch klar“, so mein erster Gedanke und „hier muss man doch keinen eigenen Artikel schreiben“. Ein Jahr in virtuellen Besprechungsräumen später bin ich schlauer. Von Meetings mit kläffenden Haustieren und schreienden Kindern im Hintergrund bis hin zu essenden, nebenbei telefonierenden oder gelangweilt in die Kamera blickenden Gesprächspartnern reicht die Palette. Und nein, ich bin weder haustier- noch kinderfeindlich, doch im Businessmeeting haben beide aus meiner Sicht eine ablenkende und somit kontraproduktive Wirkung. Auch das bewusste oder unbewusste Senden eigener Kau- und Trinkgeräusche haben nichts mit einer wertschätzenden Kommunikation zu tun. Wenn man während eines Meetings plötzlich essen, trinken oder nebenbei telefonieren möchte, sollte man zumindest Kamera und Mikrofon ausschalten. Oder würden Sie im persönlichen Meeting mit einem Geschäftspartner auf einmal Ihre Jause aus der Tasche holen, nebenbei telefonisch eine Pizza für abends ordern oder einmal so richtig ausgiebig und laut gähnen, ohne sich die Hand vor den Mund zu halten? Vermutlich nicht. Warum also sollten digital andere Spielregeln gelten?

Interkulturell und digital: Wie geht das?

Interkulturelle Kommunikation ist nichts Neues. Jeder, der in seinem Business mit anderen Märkten und Menschen zu tun hat, ist vermutlich schon einmal in ein Fettnäpfchen getreten. Weil er eine gesellschaftliche Besonderheit zu wenig beachtet oder schlichtweg von der eigenen Kultur auf die andere geschlossen hat. Übrigens, der Begriff „interkulturell“ meint grundsätzlich die Beziehungen zwischen verschiedenen Kulturen. Das heißt nicht automatisch, dass es sich hier um verschiedene Länderkulturen handeln muss. In meinem Artikel konzentriere ich mich fürs Erste auf unterschiedliche Länderkulturen und möchte mit zwei banalen Beispielen die Problematik veranschaulichen: Beim ersten Treffen mit chinesischen Geschäftspartnern sind das Überreichen und das Studieren der Visitenkarte ein ausgiebiges Prozedere, fast eine Zeremonie. Wie überreicht man wertschätzend digital seine Visitenkarte? Vor allem ist das Studieren der Visitenkarte auch eine gute Möglichkeit, die Hierarchie der Gesprächspartner festzustellen, denn auf deren Visitenkarten finden sich hierarchische Angaben wie „President“, „General Manager“ usw. Hier braucht es also neue Methoden, um diese wichtigen Gesten in die digitale Kultur zu übersetzen.

Wieviel Nähe verträgt der Bildschirm

Zweites Beispiel und häufig vernachlässigtes Thema beim digitalen Meeting ist die Haltung vor der Bildschirmkamera: ob zu nahe am Bildschirm, von oben herab ins Bild schauend oder schräg bzw. ungünstig ausgeleuchtet. All das sind Faktoren, die einen Gesprächsverlauf ungünstig beeinflussen können. Ist das Gegenüber nämlich aus einer Kultur, in der Distanz wichtig und zu intensive Blickkontakte unangenehm sind (wie beispielsweise in Japan oder auch in Finnland), ist eine optimale Kameraeinstellung noch wichtiger. Das heißt konkret, sich auch bei digitalen Meetings etwa eine viertel Stunde vor Beginn im virtuellen Meetingraum einzufinden und die Einstellungen zu überprüfen bzw. sich generell auf das Gegenüber vorzubereiten. So wie man es auch bei Präsenzterminen gemacht hätte.

Neue Regeln für virtuelle Meetings

Alle bisher gelernten Regeln werden scheinbar durch die komplett digitale Abwicklung der Gespräche außer Kraft gesetzt. Doch ist es wirklich so? Aus meiner Sicht ein klares Nein. Es braucht eine Überarbeitung der Regeln. Die Grundzüge wertschätzender und nachhaltig erfolgreicher Kommunikation gelten trotzdem oder sogar stärker, weil man einen Fauxpas digital nicht sofort merkt und reagieren kann. Die Kunst liegt vielmehr darin, trotz digitaler Distanz mit seinem Gegenüber eine Beziehung aufzubauen und ihm dabei Wertschätzung für seine Person und seine Kultur entgegenzubringen. Und dabei Rituale, die in Präsenzterminen Wertschätzung ausdrücken oder auch Regeln der Körpersprache ins Digitale zu übersetzen.


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